Nano-Rußpartikel überwinden die Plazentaschranke

Eine unlängst von belgischen Wissenschaftlern veröffentlichte Studie lässt aufhorchen: Das Team rund um Hannelore Bové und Eva Bongaerts konnte nachweisen, dass kleinste Teilchen, sogenannte Nanopartikel, bis in die Plazenta wandern. Im Rahmen eines Forschungspanels wurde festgestellt, dass Rußpartikel von der mütterlichen Lunge bis in die Plazenta gelangen.

Luftverschmutzung als weltweites Problem

Dass eine erhöhte Feinstaubbelastung zu einer Gefährdung der Gesundheit führen kann, ist bekannt. Neueste Studien haben entsprechende Nanopartikel nun auch im Mutterleib schwangerer Frauen nachgewiesen. Was versteht man unter Feinstaub? Grob gesagt handelt es sich hierbei um jene Partikel, die als Emissionen in die Luft gelangen. Erzeugt werden sie von Verbrennungsmotoren (z.B. im Straßenverkehr), in der Landwirtschaft, im Flug- und Schiffsverkehr und als „Nebenprodukt“ der Industrie. Von Feinstaub spricht man, wenn die Partikel im Durchmesser kleiner als 10 μm sind. Teilchen unter 2,5 μm Durchmesser gelangen bis in die Lunge, die Bronchien und möglicherweise auch in den Blutkreislauf.

In einem Bericht der Europäischen Umweltbehörde (EEA) von 2018 wird der Luftqualität in Europa ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Luftverschmutzung überschreitet im Großteil aller europäischen Länder die festgelegten Höchstwerte, gesundheitliche Folgen sind vor allem in exponierten Gebieten nicht auszuschließen. Eine erhöhte Feinstaubbelastung kann bestehende Lungenerkrankungen verschlimmern, Entzündungen auslösen und zu einer dauerhaften Reizung der Schleimhäute führen.

Feinstaub dringt in den Mutterleib

In einer breit angelegten Forschungsreihe haben WissenschaftlerInnen aus Belgien nun gezeigt, dass Luftverschmutzung selbst ungeborene Babys betrifft. Sie konnten Rußpartikel, sogenanntes schwarzes Carbon, in der Plazenta nachweisen. Diese Rußbestandteile entstehen, wenn fossile Stoffe verbrennt werden und wandern von der Lunge der Butter über den Blutkreislauf zum Fötus. Nanopartikel sind also in der Lage, die Plazentaschranke zu überwinden.

Die ForscherInnen geben zu bedenken, dass dies ebenfalls für Titanoxid (findet sich in Backzutaten, Kaugummi oder Kosmetikartikeln) sowie Mikroplastik (in Waschpulver und Kosmetika) gelten könnte. Je kleiner die Partikel, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den menschlichen Körper eindringen. Der Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und gesundheitlichen Problemen wurde bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen (z.B. Nanoteilchen im menschlichen Gehirn), dass die Mikrostoffe bis zum ungeborenen Baby vordringen können, ist eine neue Erkenntnis.

Gesundheitliche Folgen für den Fötus (noch) unklar

Welche Schlussfolgerung ziehen die ForscherInnen nun? Der Tenor ist einheitlich: Die Langzeitfolgen der Feinstaubexposition sind  noch nicht abzuschätzen. Möglicherweise haben betroffene Babys ein höheres Risiko einer späteren Lungenerkrankung, einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einer Krebserkrankung. Ebenso könnte es einen Zusammenhang zwischen Rußpartikeln und einem erhöhten Blutdruck beim Kind sowie Frühgeburten geben. Die AutorInnen der Studie plädieren für ein Umdenken hinsichtlich der Grenzwerte für fossile Brennstoffe, diese sollten EU-weit noch strenger angelegt werden.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Mehr erfahren:

Töpfchentraining – So klappt es auch ohne Windel

Es ist ein Meilenstein in der Entwicklung deines Kindes und ein großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit, wenn es regelmäßig die Toilette oder das Töpfchen benutzt. Auf dem Weg dorthin kannst du dein Kleinkind am besten unterstützen, indem du ihm Geduld schenkst und auf seine kindlichen Fähigkeiten vertraust.

Weiterlesen

Die Brust nach der Geburt: so verändern Schwangerschaft und Stillzeit deinen Busen

Die Schwangerschaft ist ein besonderer Abschnitt im Leben einer Frau. Nicht nur dein Leben wird auf den Kopf gestellt, wenn das Baby auf der Welt ist. Auch dein Körper verändert sich und das geht häufig mit einem neuen Körpergefühl einher. Manche Frauen begrüßen diese Veränderung, andere sind aber ehrlich unzufrieden, vor allem dann, wenn sich die Oberweite subjektiv empfunden zu ihrem Nachteil entwickelt hat. Dabei ist es vollkommen normal, dass sich die weibliche Brust verändert, es liegt sozusagen in der Natur der Dinge. Du bist dennoch unglücklich mit deinem Aussehen? Wir verraten dir, wie du diese Situation in Angriff nehmen kannst.

Weiterlesen

er Ausflug ins Freibad: Tipps fürs Schwimmen mit dem Baby

Der Sommer ist da und bei diesen Temperaturen steht Abkühlung bei Groß und Klein hoch im Kurs. Im ersten Lebensjahr leiden Babys besonders unter der großen Hitze, da sie ihre Körpertemperatur noch nicht vollständig selbst regulieren können. Natürlich kannst du deinen Nachwuchs ins Freibad oder zum See mitnehmen – für ein unbeschwertes Badevergnügen mit Baby solltest du jedoch ein paar Regeln beachten.

Weiterlesen

Medikamente in der Stillzeit

Kommen wir nun zu einem heiklen Thema: Stillen und die Einnahme von Medikamenten. Es lässt sich nicht verhindern, dass du krank wirst, selbst wenn du stillst. Zudem gibt es einige Mütter, die auf die regelmäßige Einnahme von bestimmten Wirkstoffen angewiesen sind, spezielle Erkrankungen können ebenso eine Behandlung erforderlich machen. Wenn eine medikamentöse Therapie notwendig ist, bedeutet das jedoch nicht, dass du dein Baby abstillen musst. Eine Vielzahl der gängigen Präparate darf auch in der Stillzeit verordnet werden, nur wenige Medikamente sind mit dem Stillen nicht kompatibel.

Weiterlesen

Melde dich zum Schwanger.at Newsletter an – dich erwarten spannende Artikel, Produkttests und Gewinnspiele!

Bitte rechnen Sie 1 plus 4.