Teenager-Schwangerschaft

Es gibt bestimmte Situationen und Lebensumstände in denen eine Schwangerschaft bedauerlicherweise kein freudiges Ereignis darstellt. Das ist unter anderem der Fall, wenn minderjährige Mädchen ungewollt schwanger werden. Die Reaktionen auf einen positiven Schwangerschaftstest sind in diesem Alter vielfältig, für den Großteil ist es jedoch ein Schock. Eine Teenagerschwangerschaft ist oftmals mit großen Ängste und überdimensionale Sorgen verbunden: wie sage ich es meinen Eltern? Wie wird mein Partner bzw. der Vater des Kindes auf die Nachricht reagieren? Was geschieht mit meinem Körper?

Schwangeres Teenagermädchen umarmt ihren Freund

Wie häufig sind Teenagerschwangerschaften?

Auch wenn die Anzahl der Teenager-Schwangerschaften unter 15 Jahren leicht rückläufig ist, waren es im Jahr 2008 in Österreich dennoch 7 Mütter, die ihr Kind im Alter von 15 oder jünger auf die Welt gebracht haben. In der Gruppe der 15 -19 Jährigen kommen auf 1000 weibliche Teenager in etwa 12, die in diesem Alter schwanger werden. Im internationalen Vergleich verzeichnen Großbritannien und die USA die höchste Rate an Teenager-Schwangerschaften.

Der Großteil ist ungeplant

Laut Umfragen im europäischen Raum ist davon auszugehen, dass 90% aller Schwangerschaften in so jungen Jahren ungeplant oder ungewollt sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Mädchen aus unteren sozialen Schichten, die über keine oder geringe Bildung verfügen beziehungsweise sehr früh sexuell aktiv werden, häufiger von Teenager-Schwangerschaften betroffen sind, als andere Mädchen im gleichen Alter.

Die Thematik verfügt demnach nicht nur über eine gesundheitliche (im Sinne von Gesundheitswissen), sondern auch über eine soziale Komponente. Wie es trotz relativ hohem Bewusstsein für Sexualität und Aufklärung dennoch zu vielen Teenager-Schwangerschaften kommen kann, ist bisher noch nicht restlos geklärt. Größtenteils fehlen wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse dazu wie Heranwachsende Sexualität sowie Verhütung praktizieren.

Aufklärung und Sexualität

In einem Punkt sind sich Experten und Jugendforscher jedoch einig: werden junge Mädchen sehr früh schwanger, liegt es meist daran, dass beim Geschlechtsverkehr nicht oder unzureichend an Verhütung gedacht wurde. Erste sexuelle Erfahrungen sammeln Jungen und Mädchen meist im Alter zwischen 12 und 15 Jahren. Dazu zählen allen voran Umarmungen, Küsse und andere Formen der Zärtlichkeit.

Zum ersten Geschlechtsverkehr kommt es im Normalfall zwischen 15 und 19 Jahren. Ihr Wissen über Sexualität und Verhütung erhalten junge Menschen aus unterschiedlichsten Quellen. Einerseits gibt es natürlich den Aufklärungsunterricht in der Schule, andererseits sind aber auch so genannte peer groups, Zeitschriften, Fernsehen und Internet beliebte Informationsquellen. Idealerweise kommt das Thema Sexualität auch in der Familie zur Sprache – hier lässt sich jedoch deutlich erkennen, dass teilweise sowohl Eltern als auch Kinder gehemmt sind, offen über dieses Thema zu sprechen.

Die "Mädchensprechstunde"

In Österreich gibt es daher die Initiative „Mädchensprechstunde“ der österreichischen Frauenärzte und Frauenärztinnen. Sie bieten kostenlose Beratungsstunden für junge Mädchen an, in denen alle Fragen zur Veränderung des weiblichen Körpers, Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft geklärt werden können. Eine Untersuchung ist im Anschluss an das Gespräch möglich aber nicht verpflichtend. Weibliche Teenager können die Termine alleine oder aber auch in Begleitung einer Freundin oder eines Familienmitgliedes wahrnehmen.

Gründe für eine ungewollte Teenager Schwangerschaft

Die Ursachen für eine ungewollte Schwangerschaft sind von Mädchen zu Mädchen unterschiedlich. In den seltensten Fällen wurde die Schwangerschaft jedoch bewusst herbeigeführt oder geplant. Meist führen folgende Faktoren (auch in Kombination) zur Empfängnis:

  • Einnahme der Pille wird vergessen
  • Verhütungsschutz der Pille ist nicht gegeben (aufgrund von Durchfall, Erbrechen oder der Einnahme von anderen Medikamenten)
  • Unsichere oder ungeübte Anwendung eines Kondoms
  • Jugendliche werden von der Situation überrumpelt und daher wird nicht an entsprechende Maßnahmen zur Verhütung gedacht
  • Es fällt den Jugendlichen schwer mit dem Partner oder den Eltern über Sexualität und Verhütung zu sprechen (Scham, Angst)
  • Beide Partner versprechen sich gegenseitig „aufzupassen“ oder hoffen, dass es beim ersten Mal zu keiner Schwangerschaft kommen kann
  • Angst und Unsicherheit vor einem Besuch beim Frauenarzt/der Frauenärztin

Schwanger! - Wichtige Entscheidungen

Oberstes Ziel sollte es natürlich sein, es gar nicht bis zu einer Schwangerschaft in jungen Jahren kommen zu lassen. Passiert es aber dennoch, fühlen sich sowohl werdende Mütter als auch Partner, Eltern, Freunde und Lehrer vollkommen vor den Kopf gestoßen. Nun gilt es unterschiedliche Möglichkeiten abzuwägen. Das schwangere Mädchen muss sich darüber klar werden, wie es mit ihr und dem Baby weitergehen soll, ob sie sich die Erziehung des Kindes vorstellen kann, ob es Unterstützung von den Großeltern gibt und wie sich eine Schwangerschaft auf Ausbildung und spätere Chancen am Arbeitsmarkt auswirkt. Der Umstand, dass die werdenden Mütter manchmal selbst noch Kinder sind, kommt bei der Entscheidungsfindung erschwerend hinzu. Oft ist auch das Umfeld restlos mit der Situation überfordert und daher ist es umso wichtiger, sich rechtzeitig um professionelle Unterstützung zu bemühen.

Grundsätzlich stehen Teenager-Müttern folgende Optionen offen:

Abbruch der Schwangerschaft

In manchen Fällen ist ein Schwangerschaftsabbruch die einzige Option. Dieser muss selbstverständlich unter ärztlicher Aufsicht und nur mit Einverständnis der Kindsmutter erfolgen. Experten empfehlen sowohl davor als auch danach die kompetente Hilfe von Psychologen, Therapeuten oder Sozial- und Familienberatern in Anspruch zu nehmen, da so ein Eingriff in jungen Jahren weitreichende, traumatische Folgen haben kann.

Das Kind selbst großziehen

Es kommt durchaus vor, dass junge Mütter sich der Herausforderung gewachsen fühlen und das Kind selbst großziehen möchten. Hierbei bedarf es jedoch der Unterstützung der Großeltern und/oder des Partners/Kindsvaters. Auch Freunde und Verwandte können der jungen Mutter helfend zur Seite stehen.

Freigabe zur Adoption

Wenn eine junge Mutter ihr Kind auf die Welt bringen will, jedoch nicht erziehen kann, gibt es die Möglichkeit der Adoption. Man unterscheidet offene, halboffene und anonyme Adoption. Informationen über das Verfahren sind beim zuständigen Jugendamt oder in Beratungsstellen erhältlich.

Pflegefamilie

Die Erziehung des Kindes kann vorübergehend auch an Pflegefamilien ausgelagert werden. Die Rechte der leiblichen Eltern bleiben aufrecht, die Unterbringung bei einer Pflegefamilie dient lediglich als Überbrückung, bis sich die Mutter selbst imstande fühlt, das Kind aufzuziehen (z.B. nach Abschluss der Ausbildung). Pflegefamilien werden vom Jugendamt organisiert.

Anonyme Geburt

Wer sein Kind nicht behalten und auch nicht offiziell damit in Verbindung gebracht werden möchte, dem bieten einige Spitäler in Österreich die Möglichkeit, Vorsorgeuntersuchungen als auch Geburt anonym zu absolvieren. Werdende Mütter können auf diesem Weg die bestmögliche Versorgung ihres Kindes gewährleisten, ohne sich selbst um das Kind oder bestimmte Behördenwege kümmern zu müssen.

Unterstützung für junge Mädchen

Eine Schwangerschaft im Teenager-Alter ist nicht mit einer herkömmlichen Schwangerschaft zu vergleichen. Junge Mädchen haben besonders viele Fragen und Unsicherheiten in Bezug auf schulische, finanzielle aber auch körperliche Themen. Schwangerschafts-und Geburtsvorbereitungskurse für besonders junge Mütter, sind leider kaum zu finden. Daher empfiehlt es sich, individuelle Hilfe und Beratung in Anspruch zu nehmen. Geeignete Anlaufstellen sind:

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Kommentare

Kommentar von Stephanie |

Gibt es in Österreich, so wie in Deutschland auch, Mutter-Kind Häuser?

Antwort von Schwanger.at

Hallo Stephanie, es gibt Mutter-Kind-Einrichtungen, z.B. von der Caritas oder von Kolping Österreich. Nähere Informationen bekommst du bei einer Frauen- oder Jugendberatungsstelle in deiner Nähe. Alles Gute!

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